Und immer den Dirigenten im Blick

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Ludwigsburger Motettenchor bringt Matthäus-Passion am Karfreitag in die Stadtkirche
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Jeder Ton muss sitzen: Stadtkirchen-Kantor Martin Kaleschke feilt mit seinen Musikern an Details. Bild: Richard Zeller

Johann Sebastian Bachs "Matthäus-Passion" ist vielleicht das anspruchsvollste und zugleich populärste Werk sakraler Musik. Immer noch wird es vor allem in der Zeit vor Ostern regelmäßig in großen Kirchengemeinden aufgeführt.

So auch in der Stadtkirche am Karfreitag, 14. April, um 18 Uhr. Der Ludwigsburger Motettenchor singt unter Leitung von Stadtkirchen-Kantor Martin Kaleschke, es spielt das Ensemble Harmonique.

Florian Löthe singt die Jesusworte, die anderen Solopartien werden von Barbara van den Boom (Sopran), Margret Hauser (Alt), Johannes Kaleschke (Tenor) und Volker Spiegel (Bass) gesungen.

Mit seinen 50 Sängern verspricht der Motettenchor bei der Aufführung der "Matthäus-Passion" am Karfreitag ein transparentes Klangbild. In seinen allwöchentlichen Proben arbeitet Kaleschke daher viel an Details, sowohl bei den Chorälen als auch bei den dramatischen Volksszenen der Turbachöre und den beiden Eckpfeilern der monumentalen Passionsarchitektur: dem Eingangs- und dem Schlusschor.Die Tonleiter aufwärtsEs ist kurz vor acht bei der Probe im Evangelischen Gemeindehaus in der Gartenstraße. Erst kommt das Einsingen, die Tonleiter aufwärts - "ohne Wackler am Anfang", fordert Kaleschke. Mit "Mona", "Soja" und "Leo" werden die Stimmbänder beweglich gemacht. Nach kurzer Plauderpause geht es zum ersten Choral."Einer unter Euch wird mich verraten" hat Jesus seinen Jüngern beim letzten Abendmahl prophezeit. Erregt wollen sie wissen, wer das sein wird, schon singt der Chor als kollektive Stimme der Gemeinde: "Ich bin's, ich sollte büßen/An Händen und an Füßen/Gebunden in der Höll." Da will Kaleschke keine Pause, dieses Gebundensein muss auch musikalisch anschaulich werden.

Auch mit dem Tempo ist er nicht ganz zufrieden und erzählt von einer kürzlich erschienenen DVD, auf der seine Taktschläge exakt mit dem Chor zusammengehen. "Liegt also nicht an mir, wenn's langsamer klingt, sondern an denen, die nicht rausgucken." Beim dritten Anlauf passt alles perfekt, auch das Rubato am Ende.

Für die doppelchörigen Passagen der "Matthäus-Passion" verlangt Kaleschke von seinem Motettenchor Flexibilität.Die Sorge der Hohepriester vor dem "Aufruhr" im Volk, von Bach mit polyphon übereinander geschichteten Sechzehnteln dargestellt, lässt der Dirigent in verschiedenen Besetzungen singen. Auch hier Detailarbeit: "Denkt an das Matratzenbild! Die Töne dürfen nicht durchhängen." Gut drei Wochen vor der Aufführung sind Intonation und Artikulation jedoch schon weit entwickelt.

Beim Schlusschor jedoch gibt es noch "einiges aufzuräumen". Den Quintsprung des "Ruhe sanfte, sanfte ruh!" darf der Alt noch mal alleine singen. Auch hier gilt als wichtigstes Gebot: "Blick auf den Dirigenten!"

Als Kaleschke das Tempo beim "Ruht, ihr ausgesognen Glieder" etwas anzieht, winkt er jedoch gleich wieder ab: "Die Bässe sind voll hinter der Spur!" Bis zur Aufführung am Karfreitag wird auch das ins richtige Gleis gebracht sein.

Dietholf Zerweck

Veröffentlicht am 31.03.2006