aus: Ludwigsburger Kreiszeitung vom 11.12.2012
Von Marion Blum
Die Hektik des Weihnachtsmarktes blieb draußen bei der Aufführung von Monteverdis Marienvesper am Sonntagabend in der Stadtkirche.
Der Ludwigsburger Motettenchor unter Leitung von Martin Kaleschke wurde von Solisten und Instrumentalmusikern unterstützt. Dem Bezirkskantor war es gelungen, für diese Inszenierung Musiker zu gewinnen, die dem Entstehungsjahr 1610 entsprechend auf historischen Instrumenten wie Zink oder Barockposaune spielen können. Zu hören waren aber auch seltene Instrumente wie Gamben oder Chitarronen. Aus Basel und Wien waren sie zu dem Konzert nach Ludwigsburg angereist, während die Sänger, die den Chor bei seinem jüngsten Auftritt unterstützten, im Raum Stuttgart leben. An der Orgel spielte Stephan Leuthold, der den Chor im Wechsel mit Martin Kaleschke leitet. Seit September hatte der Motettenchor regelmäßig geübt, ab Freitag waren Instrumentalisten und Sänger hinzu gekommen. „Wir haben diese Tage sehr genossen”, berichtete Kaleschke von einer sehr harmonischen Probenarbeit. Zuletzt hatte der Motettenchor Ludwigsburg dieses komplexe Werk im Jahr 2003 gesungen.
In der Stadtkirche stellten die rund 30 Sängerinnen und Sänger unter Beweis, dass sie dieses schwierige Stück auch mit Blick auf den historischen Kontext meistern können. Als nach fast zwei Stunden der letzte Ton verklungen war, ertönte begeisterter Applaus. Rund 450 Freunde der Musik hatten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Sie ließen sich einfangen von der schlichten und klaren Musik und der Klangfülle des Chores, die sich in der wunderbaren Akustik der Stadtkirche entfalten konnte.
Mit ihrer Stimmgewalt beeindruckten die sechs Sänger: Kerstin Steube und Johanna Zimmer (beide Sopran), Johannes Kaleschke und Julius Pfeifer (beide Tenor) sowie Torsten Müller und Martin Risch (Bass), die auch schwierige Teile der in lateinischer Sprache gesungenen Marienvesper meisterten.
Dieses Stück des italienischen Komponisten Claudio Monteverdi gilt als eines der bedeutendsten Werke der Kirchenmusik. Der damals 44-jährige Italiener stand zu jener Zeit als Hofkapellmeister in Diensten des herzoglichen Hofes in Mantua. Zwar war er durch seine Oper „L'Orfeo” weit über die Stadgrenzen bekannt, wollte sich mit der Kirchenmusik vermutlich für die päpstliche Musikerstelle bewerben. Doch das misslang. Mit der Übernahme des Kapellmeisteramtes in San Marco (Venedig) klappte es erst 1613, als ein ihm vorgezogener Bewerber starb. Die Nachwelt verdankt Monteverdis Ehrgeiz jedenfalls ein beeindruckendes Werk, das am Sonntag auf würdige Weise interpretiert wurde.