Glanzvolles Konzert zum 150. Geburtstag

Eingetragen:
Uberschrift 2. Klasse
Stadtkirchenchor singt sich selbst ein Jubiläumsständchen - Verloren geglaubte Partituren im Programm
Bild oder Logo
Bild zur Kritik „Glanzvolles Konzert zum 150. Geburtstag” vom 12.10.2010

Von Franzgerhard von Aichberger

Wenn es eines Beweises bedurft hätte, welch hervorragenden Rang der Chor der evangelischen Stadtkirche im Musikleben der Region Ludwigsburg seit nunmehr 150 Jahren hat, dann hätte das Konzert am Sonntagabend ihn erneut geliefert. Den Beginn machte eine echte Rarität. Da hatte man im Jahr 1992 im Notenarchiv der Kirche verloren geglaubte Partituren aus den Anfangszeiten des Chores entdeckt, darunter eine Vertonung des "Vater Unser" durch den Berliner Hofkapellmeister Friedrich Heinrich Himmel (1765-1814). Martin Kaleschke hielt diese Entdeckung einer Aufführung im Jubiläumskonzert für würdig, richtete das Notenmaterial ein und konnte den Stadtchor für das Werk begeistern.

Die Wiedergabe durch den Chor, das Ensemble Harmonique, in dem man vielen Musikern begegnete, die der Stadtkirche zum Teil seit Jahrzehnten verbunden sind, und den Solisten Angelika Lenter (Sopran), Margret Hauser (Alt), Johannes Kaleschke (Tenor) und Florian Löthe (Bass) fand große Zustimmung beim Publikum in der Stadtkirche. Dies galt auch dem Hauptwerk dieses Jubiläumskonzertes, Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfoniekantate "Lobgesang".

In der dreisätzigen Eingangssinfonie setzte das Orchester die reizvolle Partitur mit viel Temperament um (vielleicht gelegentlich zu dominant die Bläser). In den Kantatensätzen brillierten der von Stephan Leuthold einstudierte Stadtkirchenchor und die Gesangssolisten.

So kam eine Aufführung zustande, die des Anlasses würdig war und vom Publikum mit großen Beifall bedacht wurde. Auch an diesem denkwürdigen Abend konnte man das Grübeln darüber nicht unterdrücken, dass solch große, bewegende Musik im Dritten Reich unwidersprochen verboten werden konnte.

(aus: Ludwigsburger Kreiszeitung, 12.10.2010, Seite 6)